2022: LWWS X.2 – Liebe und Was die Wissenschaft dazu Sagt
Wann: 26.05.2022 – 29.05.2022
Wo: Jugendbildungsstätte Kaubstrasse Berlin
Wer: 50 Stipendiat:innen und Alumnae/i aller Fachbereiche
Organisationsteam: Nele Burckhardt, Hannah Büttner, Marcel Horning, Dana Grund, Charles Neu
Nach zwei Jahren ohne LWWS in Präsenz und einem digitalen Seminar wurde in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum nachgeholt. Zu diesem Anlass wurde nicht nur das Format um einen Tag auf vier Tage verlängert, sondern auch ein besonders relevantes und diverses Phänomen als Thema gewählt, das die Lebenswissenschaften dennoch nicht vollständig erklären können: die Liebe.
Es ist stets ein Ziel des LWWS, Wissen aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen zusammenzuführen, sodass die Teilnehmenden ihren Horizont über das eigene Fachgebiet hinaus vertiefen können. Ebenso steht der wissenschaftliche Austausch, das Etablieren neuer Netzwerke (auch über die eigene Disziplin hinaus), sowie die Weitergabe von persönlichen Erfahrungen im wissenschaftlichen Kontext im Fokus.
Das diesjährige Seminar folgte den wissenschaftlichen Leitfragen
- Welche lebenswissenschaftlichen Grundlagen beeinflussen das Phänomen Liebe?
- Welche lebenswissenschaftlichen Bereiche werden durch Liebe beeinflusst?
Während die erste Frage vor allem neurophysiologische, biochemische und verhaltensbiologische Themen fokussierte, gab die zweite Frage Raum für Beiträge aus der Psychologie sowie zu sexuell übertragbaren Krankheiten und der Sexualmedizin. So wurde im Rahmen des Seminars ein breites Bild der Liebe nachgezeichnet, das vielfältige Definitionen, Komponenten und Dimensionen beleuchtete und in der Abschlussdiskussion noch einmal in seiner Vielfältigkeit dargestellt wurde.
Als Ergebnis wurde zunächst festgestellt, dass die romantische Liebe, die partnerschaftliche oder freundschaftliche Liebe und das animalische Fortpflanzungsverhalten sich nicht nur in ihrem gesellschaftlichen Verständnis, sondern auch in ihren lebenswissenschaftlichen Definitionen grundlegend unterscheiden, was bei der Exkursion noch weiter vertieft wurde. Des wurden die resultierenden Methodiken neurophysiologischer Bildgebung - im Impulsvortrag von Prof. Brown eingeführt und in der Postersession vertieft - besprochen. So spielen vor allem das Striatum und die Nuclei accumbens eine große Rolle beim Verliebtsein, wo hingegen die Amygdala und das limbische System maßgeblich bei der Aufrechterhaltung von Bindung eine Rolle spielen. Die über das Wochenende wiederholt angesprochene Methodik konnte im Vortrag von Prof. Beier aufgegriffen und auf die Bereiche der Sexualwissenschaft übertragen werden. Als letzter großer Themenbereich wurde die Biochemie der Liebe sowohl in Kurzvorträgen als auch der Postersession behandelt. Hier wurde das Oxytocin, das Bindungshormon, welches aber auch medizinisch im Rahmen der Geburtshilfe eingesetzt wird, unter verschiedenen Aspekte diskutiert. Die Teilnehmenden hatten damit die Möglichkeit sowohl innerhalb ihres fachgebiets aber auch interdisziplinär fachliches Wissen über das Thema Liebe zu erwerben.
Zur zweiten Leitfrage wurde den Teilnehmenden unter Schlagwörtern von ‘Selbstwirksamkeit’ bis ‘frühkindlichen Erfahrungen’ die Bedeutung der Liebe in der Psychologie vermittelt, sowie ihre historische wie tagesaktuelle Relevanz für Sexualkrankheiten herausgestellt (Syphilis, Affenpocken). Außerdem wurden Leitlinien zum gesellschaftlichen sowie therapeutischen Umgang mit Sexualpräferenzen (e.g. Pädophilie) diskutiert und unter folgender Synthese zusammengefasst: “Sexualpräferenz ist Schicksal und nicht Wahl”.
Neben der fachlichen Diskussion stand bei diesem Seminar der persönliche emotionale Austausch über das sensible Thema im Vordergrund, der durch die vielfältigen Formate (Vortrag, Workshop, Poster, Zeit für Diskussionen) und die offene und wertschätzende Atmosphäre gefördert wurde.